HEALTH & FITNESS

Ganz schön anregend

In der kalten Jahreszeit sind Pfeffer, Zimt, Nelken und Ingwer wieder sehr gefragt. Diese vier beliebten Gewürze sind nicht nur sehr aromatisch, sie wärmen von innen und auch von aussen – weiss unsere Autorin Marina Westermann.

Veröffentlicht am 28.01.2021

Wenn es kälter wird, kommen in der Küche verstärkt wieder wärmende Gewürze wie Pfeffer, Ingwer, Zimt und Nelken zum Einsatz. Diese Gewürze aus fernen Ländern gelten gleichzeitig auch als Heilpflanzen und haben eine gesundheitsfördernde Wirkung auf den menschlichen Organismus. Selbst in der Hautpflege können besondere Gewürzauszüge eine Rolle spielen. Deshalb werde ich Ihnen drei «Wärmespender» vorstellen – so z. B. den Pfeffer. Zur Familie der Pfefferpflanzen (Piperaceen) gehören über 1000 Arten. Umgangssprachlich werden verschiedene Gewürze als Pfeffer bezeichnet, früher wurde sogar Paprika als solcher benannt. Viele Pfefferarten werden in ihrer Heimat in der traditionellen Heilkunde genutzt, einige wenige Sorten finden auch weltweit medizinische Anwendung.

 

Unterschiedliche Färbungen

Die uns bekannten bunten Pfefferkörner in den Farben Weiss, Schwarz, Grün und Rot stammen alle von einer einzigen Pfefferpflanze ab, die den botanischen Namen Piper nigrum trägt. Diese rankende Pfefferpflanze soll ursprünglich an der indischen Malabarküste beheimatet gewesen sein. Sie kann bis zu zehn Meter hoch werden, im Anbau hält man diese Pflanzen üblicherweise auf einer Höhe von drei bis vier Metern. Die kleinen Pfefferblüten bilden einen etwa zehn Zentimeter langen Blütenstand, der an Getreideähren erinnert. Nach der Befruchtung entstehen daraus Fruchtstände mit kleinen roten Steinfrüchten.

Heutzutage ist Pfeffer eines der beliebtesten Küchengewürze. Genutzt werden die Samen dabei in den verschiedenen Reifestadien. Grüner Pfeffer wird unreif geerntet, zügig getrocknet, gefriergetrocknet oder in eine Salzlake eingelegt. Auf diese Weise behält er seine frische Farbe. Schwarzer Pfeffer hingegen wird aus den noch nicht ganz reifen Früchten durch Trocknung gewonnen. So entstehen die charakteristischen runzlig-schwarzen Körner. Beim roten Pfeffer sind die Früchte voll ausgereift und beim weissen Pfeffer handelt es sich nur um die Steine der Pfefferfrucht, denn hier wird die aromatische Fruchthülle entfernt.

Die Schärfe des Pfeffers wird von den enthaltenen Piperinen (Alkaloide) bestimmt, hinzu kommen ätherische Öle. Damit wirkt Pfeffer verdauungs- und durchblutungsfördernd, entzündungshemmend und zudem auch von innen wärmend. Das ätherische Pfefferöl kann sowohl aus grünem als auch aus schwarzem Pfeffer gewonnen werden. Es wirkt anregend und belebend und kann sehr sparsam in Massageöl, als Teebestandteil sowie als Aufguss für Kompressen und Wickel zum Einsatz kommen. Auch als Erkältungsöl und bei Durchblutungsstörungen, Rheuma, verkrampften Muskeln sowie bei Erkältungen leistet es wertvolle Hilfe.

Ein weiteres beliebtes Gewürz ist der Zimt. Er wird aus der getrockneten Rinde von Zimtbäumen hergestellt, die zu den Lorbeergewächsen zählen. Genauer gesagt handelt es sich hierbei um die Innenschicht zwischen Borke und Mittelrinde (Rindenbast), die sich von selbst zusammenrollt, sobald sie freigelegt wird. Zimt wird im Handel als ganze Stange oder gemahlen als braunes Pulver angeboten. Aber: Zimt ist nicht gleich Zimt! Der echte Ceylon-Zimt aus Sri Lanka und Südindien ist teurer, aber von den Inhaltsstoffen her unproblematischer als der aus China stammende Cassia- Zimt. Letzterer steht wegen seines hohen Anteils an Cumarin und der damit verbundenen Gesundheitsrisiken in der Kritik. Zimt ist eines der ältesten Gewürze, er soll schon 3000 vor Christus in China verwendet worden sein. Er wurde u. a. für medizinische Zwecke oder als Rauchopfer bei religiösen Ritualen und zum Einbalsamieren der Toten benutzt. In der Küche dienen teilweise auch die Zimtblätter (als Ersatz für Lorbeerblätter) oder die unreifen Früchte (Zimtblüte) als Aromazusatz für leckere Speisen. Das typische Aroma erklärt sich aus dem enthaltenen ätherischen Öl, welches zu einem überwiegenden Prozentsatz aus Zimtaldehyd besteht.

Kräftigend und aromatisch

Zimt wirkt u. a. verdauungsfördernd und durchblutungssteigernd. In Pulverform wird er entweder zum Würzen winterlicher Gerichte und Getra?nke verwendet oder Gewürzmischungen beigefügt. Zimt-Tee hingegen wirkt kräftigend sowie antibakteriell und damit auch gegen die meisten Erkältungsbeschwerden. Das ätherische Zimtöl wiederum wird aus kleineren Ästen und Blättern gewonnen. Es dient zum Aromatisieren von Likören und als Duftstoff in der Parfümindustrie. Äusserlich aufgetragen wirkt Zimtöl hautreizend, überdies sollte es in der Schwangerschaft und bei Kindern nicht verwendet werden. Als Wickel kann ein Zimtaufguss Erleichterung bei Kreuzschmerzen und Rheuma bringen und in Kosmetikprodukten wird die durchblutungsfördernde Wirkung von Zimt zur Verbesserung des Hautbildes bei Cellulite genutzt.

Als dritter Wärmespender sind die Gewürznelken zu nennen. Bei ihnen handelt es sich um die getrockneten Blütenknospen des immergrünen Gewürznelkenbaumes (Syzygium aromaticum). Das Myrtengewächs stammt von den Molukken und den südlichen Philippinen. Es wird bis zu 20 Meter hoch, hat ledrige Blätter und rosafarbene Blütenknospen. Beim Trocknungsprozess verfärben sich die Knospen braun. Gewürznelken enthalten bis zu 15 Prozent ätherisches Öl, dessen Aroma durch den hohen Anteil von Eugenol bestimmt wird. Diese Aromastoffe können auch als winterlicher Raumduft dienen, z. B. indem Orangen mit Nelken gespickt und dann ausgelegt werden. Diese aromatische Dekoration ist gerade um die Weihnachtszeit sehr beliebt. Gewürznelken verhelfen zudem zu einem guten Atem – ein Effekt, den man bevorzugt in vielen Knoblauch liebenden Ländern ausnutzt.

 

Antiseptisch und betäubend

Aufgrund ihrer antiseptischen Wirkung wurden Nelken zur Eindämmung von Seuchen eingesetzt. In Europa allerdings werden sie heute fast nur noch für Süssspeisen genutzt – zumeist in Verbindung mit Zimt. Gewürznelken wirken entzündungshemmend, antibakteriell, schmerzlindernd, verdauungsfördernd und belebend. Ihre Anwendung in der Zahnmedizin zur Schmerzreduzierung ist weithin bekannt. Das ätherische Nelkenöl ist bereits seit dem Mittelalter ein bewährtes Zahnnarkosemittel, heute findet es sich auch oft in Mundwassern und Mitteln zum Gurgeln. Dabei hilft es sowohl gegen Zahnschmerzen als auch gegen Mund- und Racheninfektionen. In der Frauenheilkunde kann das Nelkenöl bei der Geburtseinleitung unterstützen. Es findet zudem bei der Herstellung von Parfum als Duftbestandteil Verwendung, ausserdem gilt es als Anti-Mücken-Mittel, dessen Geruch lästige Insekten vertreibt.

Das letzte Gewürz soll schon vor 3000 Jahren in China bekannt gewesen sein: der Ingwer. Er gehört zur Familie der Zingiberaceae (Ingwergewächse). Geerntet wird von dieser Pflanze der Wurzelstock, der auch Rhizom genannt wird. Ingwer ist weltweit eines der beliebtesten Gewürze. Seine ursprüngliche Heimat ist nicht sicher bekannt, heute wird er hauptsächlich in den Tropen und Subtropen angebaut. Viele Menschen schätzen Ingwer roh, er wird fein gerieben oder gehackt. Warmen Gerichten wird er kurz vor Ende der Garzeit zugegeben. So schmeckt er frisch, zitronig und gleichzeitig scharf. Ingwer ist reich an ätherischen Ölen und Gingerolen (Scharfstoffe). Aufgrund dieser Inhaltsstoffe wirkt Ingwer besonders gut auf den Verdauungstrakt. Er hilft u. a. gegen Übelkeit, Reisekrankheit sowie Krämpfe im Magen-Darm-System. Zudem sorgt Ingwer für ein innerliches Hitzegefühl und wirkt anregend auf den Stoffwechsel sowie die Speichel- und Schweissproduktion. Die in ihm enthaltenen ätherischen Öle wirken antibakteriell und antiviral. Besonders seine wärmenden und entzündungshemmenden Eigenschaften machen ihn im Winter zu einem beliebten Würz- und Lebensmittel. Ingwerwasser, -tee oder ein mit Ingwer gewürzter Kräutertee helfen bei einer beginnenden Erkältung. Er stärkt die Widerstandskraft, wenn man z. B. nass und/ oder durchgefroren nach Hause kommt. Von aussen auf die Haut aufgetragen wirkt ätherisches Ingweröl vitalisierend, erwärmend sowie gleichzeitig ausgleichend und beruhigend. Die Durchblutung wird gefördert, weshalb sich Ingweröl besonders gut für die Körperpflege im Winter eignet. Der leicht scharfe und spritzige Charakter seines Duftes wird auch in Parfums geschätzt.

Wohlduftende Gewürz-Rezepte für die Pflege der Haut

Diese Naturkosmetik- Rezepte mit Gewürzen sind einfach zuzubereiten, für empfindliche Haut sind sie jedoch nicht empfehlenswert.

  • Belebendes Ingwer- Meersalz-Peeling: Ein walnussgrosses Stück Ingwer reiben und mit 50 Gramm Meersalz sowie zweieinhalb Esslöffeln Olivenöl zu einer Paste verrühren.
  • Wärmendes Fussbad: Jeweils zwei Tropfen ätherisches Nelken- und Thymianöl in eine Tasse Milch oder Sahne geben, vermischen und dem Fussbadewasser beifügen.
  • Zimt-Orangen-Bad: Jeweils vier Tropfen ätherisches Zimt- und Orangenöl mit einem Esslöffel Honig und einem Becher Sahne verrühren und dann ins Badewasser geben.
  • Durchblutendes Massageöl: Ein bis zwei Tropfen ätherisches Pfefferöl in Mandel- oder Jojobaöl geben. Bei Bedarf können noch ein bis zwei Tropfen Rosmarinöl hinzugefügt werden.

Pflanzliche Kraftentfaltung

Was tun, wenn es zwickt, juckt oder drückt? Die US-amerikanische Heilkräuterberaterin Rosalee de la Forêt schwört auf die wohltuende Wirkung von Kräutern und Gewürzen. In ihrem Nachschlagewerk stellt sie nicht nur die beliebtesten Pflanzen vor. Die Expertin beleuchtet auch deren heilkundliche und energetische Eigenschaften. Ihr ist es wichtig, dass Kräuter und Mensch zusammenpassen. Neben den anschaulichen Beschreibungen finden sich auch viele leicht nachvollziehbare Rezepte.

TRIAS-Verlag, CHF 39.90

 

 

 

 

Marina Westerman, die Bankfachwirtin und Kosmetikerin war lange als Vertriebs- und Schulungsleiterin tätig. Heute führt sie als Freelancer Trainings für Kosmetikfirmen durch, entwickelt Behandlungskonzepte, berät Kosmetikerinnen und hat zudem ein eigenes Naturkosmetikinstitut.

Westermann.Marina @web.de

 

 

 

Text: Marina Westerman

Fotos: stock.adobe.com (2), Marina Westerman (1), Trias Verlag (1)

<< Zurück zur Übersicht

Das könnte Sie auch interessieren:



Kosmetik Suisse-Abonnenten haben unbeschränkten Zugriff auf alle unsere digitalen Inhalte. Bitte melden Sie sich mit Ihrem Account an. Wenn Sie noch keinen Account haben, können Sie ihn HIER kostenlos erstellen. Ihre persönliche Kunden- und Abonummer finden Sie auf der Aborechnung und auf der Folie, mit der die Kosmetik Suisse verpackt zu Ihnen kommt.