FACE & BODY

Grüne Beauty-Trends

Nachhaltige Kosmetik-Innovationen sind gefragt

Veröffentlicht am 22.01.2021

Die natürliche Schönheit kommt nie aus der Mode – vor allem, wenn sie mit Naturkosmetik gepflegt und bewahrt wird. Doch auch die grüne Kosmetik geht mit der Zeit und ist daher sehr trendaffin. Unsere Autorin Martina Westermann stellt Ihnen vor, was gegenwärtig in der Branche angesagt ist.

 

Auch die boomende Naturkosmetikbranche braucht frische Ideen, um weiterhin von dem anhaltenden Wachstum profitieren zu können. Die hier vorgestellten, aktuellen Trends werden unterschiedlichsten Ansprüchen und Bedürfnissen der Verbraucher gerecht. Hierzu zählt auch die milieugerechte Pflege unserer Haut. Auf ihr sind eine Vielzahl verschiedener Bakterien und Pilze, aber auch Viren und Milben zu finden. Diese Hautflora hat die Aufgabe, Krankheitserreger fern zu halten, Moleküle zur Stärkung der Haut zu produzieren und deren pH-Wert zu regulieren. Dieses sogenannte Mikrobiom ist bei jedem Menschen einzigartig. Obwohl es ursprünglich vererbt wird, ist es dennoch stark von der individuellen Lebensweise geprägt, z. B. durch Ernährungsgewohnheiten, Rauchen, dem individuellen Hormonhaushalt und der Umgebung, in der man lebt. Ausserdem kann das Mikrobiom der Haut von Umweltverschmutzung, Jahreszeitenwechsel und UV-Strahlung beeinflusst werden. Bei Veränderungen der Hautflora können Hauterkrankungen und -irritationen entstehen. Auch die Hautalterung wird beschleunigt. Präbiotika (oder auch Prebiotika) können in kosmetischen Produkten als Nährstoff für die positiven und nützlichen Bakterien dienen und so die Hautflora positiv beeinflussen. Sie sind praktisch Futter für unsere „guten“ Bakterien. Probiotika hingegen kennen wir aus der Darmpflege, es sind Kleinstlebewesen, z. B. Hefekulturen, die besondere gesundheitsfördernde Eigenschaften besitzen. Sie werden eingesetzt, wenn es darum geht, die „Truppe“ der erwünschten Bakterien im Darm oder auch auf der Haut zu vergrössern.

 

Probiotische Hautpflege stärkt

Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse belegen, dass mit probiotischer Hautpflege die natürliche Flora wieder gestärkt und in ein gesundes Gleichgewicht gebracht werden kann. Ideal scheint eine Kombination von einem probiotischen Aktivstoff mit einem präbiotischen Nährstoff. Diese soll die Hautflora in ihrem natürlichen Gleichgewicht halten und die Barrierefunktion stärken. Zudem sollen Hautreizungen, Irritationen und Rötungen effektiv beruhigt und gemildert werden. Ein neuer Ansatz in der Mikrobiotik ist auch die Betrachtung des Pflegeproduktes in seiner Gesamtheit hinsichtlich der Wirkung auf die Hautflora. Es stellt sich die Frage, ob es bei der Anwendung zu Veränderungen des Haut-Mikrobioms kommt. Das Ziel ist eine maximale Verträglichkeit zu erzielen, damit die gesunde, natürliche Balance der Hautflora erhalten bleibt.

Diese unscheinbaren Früchte haben Trend-Potenzial: Terminalia Chebula (chebulische Myrobalane) wird schon in der traditionellen ayurvedischen Heilkunde verwendet. Er soll eine starke Anti-Pollution- und Anti-Blue-Light- Wirkung aufweisen. Der wasserlösliche Wirkstoff Synastol TC basiert

Diese unscheinbaren Früchte haben Trend-Potenzial: Terminalia Chebula (chebulische Myrobalane) wird schon in der traditionellen ayurvedischen Heilkunde verwendet. Er soll eine starke Anti-Pollution- und Anti-Blue-Light- Wirkung aufweisen. Der wasserlösliche Wirkstoff Synastol TC basiert

Grosses Thema Anti-Pollution

Die Umweltverschmutzung durch Schadstoffe in der Luft wie Feinstaub, Abgase, Russpartikel und Schwermetalle belasten nicht nur unsere Atmungsorgane, sondern auch unsere Haut. Diese sind so klein, dass sie sich gut auf der Haut ablagern. Die an diesen Partikeln haftenden chemischen Substanzen können dann auch noch in die Haut eindringen und sie schädigen. Deshalb ist die tägliche gründliche Reinigung der Gesichtshaut absolut notwendig. Ab und zu sollte ein Peeling die Tiefenreinigung der Haut intensivieren. Andere schädliche Umwelteinflüsse wie Ozon und UV-Strahlen begünstigen eine vorzeitige Hautalterung, denn es werden vermehrt freie Radikale, also aggressive Sauerstoffmoleküle gebildet, die u. a. zu zellulärem Stress führen. Gesunde Haut- oder Bindegewebszellen können so geschädigt werden. Unter dem Begriff Anti-Pollution werden jetzt Wirkweisen von Aktivstoffen beschrieben, die der Haut bei ihrem Kampf gegen schädliche Umwelteinflüsse helfen können. Eigentlich besitzt die Haut genügend Abwehrmechanismen, um diese belastenden äusseren Einflüsse zu bekämpfen. Werden diese Abwehrsysteme jedoch überlastet oder gerät die Haut aus ihrer gesunden Balance, dann benötigt sie Hilfe von aussen, d. h. eine Pflege, die die Haut in ihrer natürlichen Abwehrfunktion stärkt. Eine gut durchfeuchtete und mit pflanzlichen, ausgleichenden und nährenden Inhaltsstoffen versorgte Haut lässt sich gut von Luftschadstoffen wie Feinstaub und Russpartikeln reinigen. Denn diese können zu Hautreizungen sowie Rötungen, eventuell sogar zu entzündlichen Prozessen führen. So soll Neurodermitis in Städten mit hoher Luftverschmutzung häufiger auftreten, als in ländlichen Gebieten mit wenig belasteter Luft. Ein naturkosmetiktauglicher Aktivstoff mit Anti-Pollution- und/oder Blue Light-Wirkung ist z. B. Radicare mit Melissenextrakt, dem Flavonoid Rutin und Spurenelementen. Er soll helfen, die Haut vor Zellschäden zu bewahren sowie Rötungen und frühzeitiger Hautalterung vorzubeugen.

Ein anderer Wirkstoff ist HydraSynol IDL, der aus Mais und speziellen Fettsäuren aus Sonnenblumenöl besteht, um eine stabile Version einer Linolsäure zu erhalten. In Kombination mit Synastol TC (s. Kasten links) soll er Stressreaktionen der Haut vermindern, den natürlichen Hautschutzschild und dessen Aufbau unterstützen. Ein Anti-Pollution-Wirkstoff, der u. a. Pichia-Ferment sowie Extrakte aus dem Kleinen Fettblatt, Rainkohlblüten und Moringasamen enthält, soll besonders gegen Hautschädigungen durch Schwermetalle und andere Schadstoffe in der Luft schützen. Der Wirkstoff Radicare- Gold mit dem Öl des Abessinischen Meerkohls (auch als Krambeöl bekannt) hingegen ist reich an Erucasäure. Damit verfügt er über eine hohe oxidative Stabilität sowie sehr gute kosmetische Eigenschaften. Krambeöl soll zur Stärkung des natürlichen Hydrolipid-Mantels der Haut beitragen, Wasserverlust vorbeugen, die Haut regenerieren und der Entstehung von Falten entgegenwirken. Da der Abessinische Meerkohl auch in der Trockenzeit gedeiht, garantiert er einheimischen Bauern sichere Ernten. Somit ist das Krambeöl auch dem folgenden Trend zuzuordnen, der auf Nachhaltigkeit und Unterstützung der lokalen Erzeuger abzielt.

 

Ökologische Rohstoffe

Der Anspruch auf Nachhaltigkeit und Ressourcen-Schonung in Bezug auf Produkte und ihre Inhaltsstoffe, aber auch die Verpackung steigt ständig. Zu den Innovationen zählen hier etwa Biokunststoffe, die auf Basis nachwachsender Rohstoffe hergestellt werden. Grundlagen hierfür können z. B. Stärke, Zucker und Holz sein. Zu den sogenannten Verbundwerkstoffen gehören die Wood-Plastic-Composites, bei denen biogene Anteile wie Holzmehl mit fossilen Kunststoffen oder Biokunststoffen kombiniert werden. Naturfaserverstärkte Kunststoffe, bei deren Produktion u. a. Hanf und Flachs eingesetzt wird, zählen ebenfalls dazu. Bei der Gewinnung von kosmetischen Rohstoffen wird auf Nachhaltigkeit und Fair Trade gesetzt, um zum einen die natürliche Regenerationsfähigkeit der Natur zu erhalten. Zum anderen soll den Erzeugern – z. B. Bauern – von natürlichen Rohstoffen ein fairer Preis für ihre Produkte gewährleistet werden. Ein gutes Beispiel ist die Känguruhpfote – ein Lieferant für kosmetische Wirkstoffe. Durch die Nutzung der ursprünglich in Australien beheimateten Pflanze wird eine höhere Diversität in der lokalen Landwirtschaft erreicht und die Arterhaltung von Faltern, Schmetterlingen und Wildbienen unterstützt. Für lokale Farmer wird somit eine ökologisch unbedenkliche Einnahmequelle erschlossen. Die Gewinnung von Arganöl ist ebenfalls exemplarisch für den fairen Handel – und die Unterstützung der in Marokko ansässigen Berberfamilien. In dem afrikanischen Staat wird eine nachhaltige Entwicklung, der Schutz der Lebensräume der lokalen Bevölkerung mit Umweltschutz und wirtschaftlichen Interessen kombiniert. Ein weiterer Anspruch des Verbrauchers ist die Umweltverträglichkeit von Rohstoffen und Produkten. Er erwartet neben einer vollständigen biologischen Abbaubarkeit die Gewinnung aus nachwachsenden Rohstoffen und einen schonenden Herstellungsprozess.

Schutz für Bildschirmarbeiter

Auch wer mit Smartphones, Notebooks oder Tablets arbeitet, kann auf schützende Pflegeprodukte mit Naturkosmetik zurückgreifen. Es gibt hier durchaus Wirkstoffe, welche die Haut vor den negativen Effekten des blauen Lichtes schützen sollen. Hierzu gehört auch AquaBlu-Lite – ein Aktivstoff, der auf Algen wie Chlorella und Laminaria basiert. Er soll vor schädlichen Einflüssen von Blue Light und Infrarot-Licht schützen sowie über sehr gute feuchtigkeitsspendende Eigenschaften verfügen.

 

Ungewöhnliche Produktkonsistenz oder Farbgebung

Anbieter von kosmetischen Rohstoffen produzieren Muster-Rezepturen von Pflegeprodukten und stellen diese auf Fachmessen vor. Dabei fällt auf, dass diese Produkte Konsistenzen aufweisen, die eher an Nahrungsmittel als an gängige Kosmetika erinnern oder sogar Inhaltsstoffe aus Lebensmitteln enthalten. Es finden sich Reinigungsprodukte mit marmeladeähnlichen Texturen, die Peelingkörper aus Orangenschalen enthalten (s. Foto oben), gelartige Körperpeelings mit Cranberrysamen und schäumende Peelings mit Walnussschalenkörnchen und Kaffeesamenöl. Vorgestellt werden auch Produkte mit Konsistenzen, die sich bei der Anwendung verändern. So erfrischt ein Reinigungsöl zunächst durch eingekapseltes Pfefferminzöl. Gibt man allerdings Wasser hinzu, dann wird das Produkt zu einer Emulsion, die leicht abgewaschen werden kann. Darüber hinaus gibt es Präparate mit Texturen, die an Fruchtjoghurt oder an Desserts, wie z. B. eine Mousse erinnern. Hinsichtlich der Farbgebung von Kosmetika gibt es heutzutage keine Einschränkungen – alles ist möglich. Auffällig sind farbenfrohe Peelingkörnchen oder Kapselsysteme, die erst beim Benutzen zerplatzen und ihren pflegenden Inhalt freigeben. In glasklaren Trägersubstanzen kommen sie besonders gut zur Geltung. Für Produkte aus dem Luxussegment kann Gold-, Silber- und sogar Platinpulver eingesetzt werden. Aufgrund der grossen Auswahl an verschiedenen Partikelgrössen sind die Pulver nicht nur für die dekorative Kosmetik, sondern auch für die unterschiedlichsten Pflegepräparate nutzbar.

 

 

 

 

Autorin:

Marina Westermann, die Bankfachwirtin und Kosmetikerin war lange als Vertriebs- und Schulungsleiterin tätig. Heute führt sie als Freelancer Trainings für Kosmetikfirmen durch, entwickelt Behandlungskonzepte, berät Kosmetikerinnen und hat zudem ein eigenes Naturkosmetikinstitut.

Kontakt:

Westermann.Marina@web.de  

 

 

 

Text: Marina Westermann

Fotos: stock.adobe.com (4), Marina Westermann (1)

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