HEALTH & FITNESS

Förderliche Interaktion

Zusammenspiel von Pflanzenstoffen im Körper

Veröffentlicht am 13.11.2020

Die Natur hält ein Füllhorn an zusammenwirkenden Substanzen bereit, um unseren Stoffwechsel leistungsfähig und gesund zu halten. Es liegt an uns, dieses Potenzial zur Vermeidung von Krankheiten zu nutzen.

 

Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“ Dieses Zitat des griechischen Philosophen Aristoteles beschrieb bereits im ersten vorchristlichen Jahrhundert, dass die Natur ein komplex aufeinander abgestimmtes System ist. Dessen Einzelkomponenten haben bestimmte Funktionen und Auswirkungen, die im Verbund mit anderen Funktionseinheiten zusammenwirken. Das zeigt sich u. a. in der Ernährungsbiologie. So war z. B. im Jahr 2000 in der Fachzeitschrift „Nature“ zu lesen, dass sich das Zusammenspiel der Inhaltsstoffe aus einem kleinen Apfel mit 5,7 Milligramm Vitamin C wirksamer als 1500 Milligramm isoliertes Vitamin C erweist.

 

Synergie der Lebensmittel

Im Gegensatz zu den primären Pflanzenstoffen wie Kohlenhydrate, Fette, Eiweiss und Ballaststoffen liefern die sekundären Pflanzenstoffe keine Energie. Zahlreiche Untersuchungen der letzten Jahrzehnte zeigen, wie wichtig Sekundärmetabolite für die Gesundheit sind. Sie fördern die Entgiftung der Zellen und Gewebe, unterstützen den Darm und das Immunsystem, haben eine krebshemmende Wirkung, regen die Durchblutung an und wirken regulierend auf den Blutzucker sowie die Blutfette. Diese komplexen Wirkungen werden durch Synergien verstärkt, die die Pflanzenstoffe untereinander ergänzen. In den verschiedenen Kulturkreisen haben sich Pflanzenheilkundler jahrhundertelang mit den Eigenschaften der Pflanzen und deren Wirkungen auf den menschlichen Körper auseinandergesetzt. Sie entwickelten dabei Tees, Pulver, Tränke und Elixiere, um die Wechselwirkungen der Komponenten auf den Körper abzustimmen.

 

Pilze mit Potenzial

So kommen z. B. in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) Vitalpilze zum Einsatz, die besonders durch ihren Gehalt an adaptogenen Stoffen hervorstechen. Zu ihnen gehören Shiitake, Maitake, Reishi, Cordyceps und Mandelpilz. Adaptogene harmonisieren den Körper und machen ihn auf natürliche Weise widerstandsfähiger gegen zahlreiche Stressfaktoren. Sie kommen auch in anderen Pflanzen wie Ginseng oder Rosenwurz vor. Werden Adaptogene kombiniert, steigert sich ihre Wirkungsvielfalt erheblich. Sie wirken ausgleichend einer Unter- und Überfunktion der Drüsen oder des Nervensystems entgegen und stärken gleichzeitig das Immunsystem. In der Tibetischen Kräuterheilkunde hingegen werden neben Geschmack, thermischer Wirkung und Organzuordnung jeweils auch spezielle synergistische Rezepturen (Padmas) beschrieben. Die Formulaturen werden aus Kaiser-, Minister-, Boten- Blut- und Helferkräutern zusammengesetzt. Dabei soll jeder Kranke eine optimal auf ihn zugeschnittene Arznei erhalten. Die Kaiserkräuter haben dabei die stärkste Wirkung auf den gewünschten Effekt oder die Erkrankung und bekämpfen die Ursachen. Ministerkräuter unterstützen die Wirkung der Kaiserkräuter und lindern die Symptome. Botenkräuter wiederum schränken die Wirkung der Kräuter exakt auf gewisse Körperbereiche und -funktionen ein. Helferkräuter hingegen reduzieren unerwünschte Nebenwirkungen.

Manche sekundäre Pflanzenstoffe wirken wie natürliche Antibiotika. Zwiebeln, Knoblauch, Rettich, Nelke, Oregano, Thymian, Ingwer und Chili enthalten hochaktive Substanzen, die den Körper im Kampf gegen Bakterien, Viren und Pilze unterstützen, ohne jedoch die Darmflora zu stark in Mitleidenschaft zu ziehen. Die Saponine einiger Pflanzen erhöhen die Antikörperbildung und aktivieren natürliche Killerzellen, die Tumorzellen oder virusinfizierte Zellen abtöten können.

Die Wirkkraft der Gewürze

Curcumin ist der gelbe Farbstoff aus Curcuma, der rhizombildenden Gelbwurz. Es ist Hauptbestandteil der Gewürzmischung Curry und hat eine lange Tradition in der indischen Küche. Die weiteren Komponenten der Mischung, darunter Chili, Ingwer, Kardamom, Koriander, Kreuzkümmel, Nelken, schwarzer Pfeffer und Zimt, fördern nicht nur die Aufnahme des Stoffes Curcumin im Körper, sie ergänzen auch dessen breites Wirkungsspektrum auf zahlreiche Zellfunktionen und die Mitochondrien. Curcumin wird seit vielen Jahren in zahlreichen Studien – insbesondere in der Krebsforschung – auf seine positiven Wirkungen hin untersucht. Chilischoten wiederum gelten in ihren Herkunftsländern als traditionelles Blutreinigungsmittel. Das scharfe Pulver hilft bei Bluthochdruck, Diabetes, Durchblutungsstörungen und Arthritis. Sein Inhaltsstoff Capsaicin regt einerseits die Wärmerezeptoren in der Haut an, setzt andererseits aber die schmerzleitenden Nervenbahnen kurzfristig ausser Gefecht. So fördert der Wirkstoff die Durchblutung und wirkt schmerzstillend. Salben oder Wärmepflaster mit Capsaicin haben sich z. B. bei Verspannungen oder Gelenkschmerzen bewährt. Aber auch Gemüse kann eine heilsame Wirkung aufweisen. Der bei vielen Menschen unbeliebte Brokkoli enthält z. B. den krebsvorbeugenden Stoff Sulforaphan. Dieser wird mithilfe eines Enzyms erst beim Zerkauen des rohen Gemüses freigesetzt. Beim Garen wird das Enzym allerdings zerstört, das Gemüse verliert seine Wirksamkeit. Sulforaphan ist im Körper für vier bis fünf Tage höchst aktiv. Andere Kohlsorten enthalten Indol-3-Carbinol (I3C), aus dem im Magen das Diindolylmethan (DIM) entsteht. Beide Wirkstoffe können eine Reihe toxischer und DNA-schädigender Substanzen unschädlich machen.

 

Schwefel als "Ausputzer"

Schwefelhaltige Pflanzenstoffe wie sie besonders in Zwiebeln, Rettich oder Senf enthalten sind, werden vom Körper benötigt, um Schadstoffe und Schwermetalle auszuleiten. Nicht nur Knochen, Knorpel, Sehnen und Bänder brauchen organischen Schwefel – auch Haut, Haare, Nägel und Muskeln profitieren von dem Nährstoff. Im Zusammenspiel mit organischem Silizium aus Brennnesseln, Schachtelhalm oder Bambussprossen verbessert Schwefel die Struktur von Haaren und Nägeln. Zudem wird die Elastizität des Bindegewebes und der Gefässe erhöht. Selbst Akne und Rosazea werden durch diese „Teamplayer“ gelindert.

Antioxidanzien sind ebenfalls ein gutes Beispiel für ein synergistisches Zusammenwirken. Zu ihnen zählen die Vitamine A, C und E, die gelben, roten und blauen Farbstoffe von Früchten und Beeren sowie Polyphenole aus grünem Tee, Traubenkernen und Algen. Antioxidanzien können freie Radikale unschädlich machen, indem sie ein Elektron abgeben. Bei der Entgiftung von diesen Radikalen werden Antioxidanzien verbraucht und müssen dann durch andere Antioxidanzien regeneriert werden. Somit bilden sie eine Elektronen-Transportkette, deren Endprodukte komplett harmlos für Zellen sind. Glutathion heisst hier das zentrale Super-Antioxidans der Zelle. Es regelt zahlreiche Zellfunktionen und hat grossen Einfluss auf das Immunsystem. Um Glutathion aufzubauen und zu regulieren, werden neben den Antioxidanzien auch Zink, Selen, Mangan und Kupfer sowie die schwefelhaltigen Aminosäuren Cystein und Methionin aus der Nahrung benötigt.

Gut für den Darm

Dass sich Synergien in der Natur zu Symbiosen weiterentwickeln können, zeigt sich am Beispiel der Darmbakterien. Die menschliche Darmflora besteht aus Billionen von Mikroorganismen, die von unserer aufgenommenen Nahrung leben, diese abbauen und umwandeln. Pflanzenstoffe steuern die Darmflora und diese natürliche Wechselbeziehung zwischen Nahrung, Mensch und Bakterien ist fundamental für ein gesundes Leben. Die Bedeutung der Darmbakterien wurde lange Zeit drastisch unterschätzt. Erst in den letzten Jahren wird – dank vieler wissenschaftlicher Studien – der weitreichende Einfluss der Bakterien auf unsere Gesundheit, auf das Gehirn und die Gefühle deutlich. Über viele Millionen Jahre der Co-Evolution haben sich vorteilhafte Anpassungen herausgebildet, die nicht nur die Verdauung, sondern auch die Aufnahme von Nährstoffen und die Stärkung des Immunsystems fördern. Durch Nahrungsaufnahme haben wir direkten Einfluss auf das Zusammenwirken der Mikroorganismen und auf unser Wohlbefinden. Eine langfristige Fehlernährung kann sogar Depressionen auslösen.

 

 

Autor:

Thorsten Walter ist Diplom-Biologe und bietet mit Iaso – integrative Gesundheitsberatung – Vorträge, Seminare und Beratungen zu Gesundheit und Prävention. Im Vordergrund steht die Aufklärung über Körperfunktionen und biologische Prinzipien der Regeneration.

KONTAKT:

info@iaso-kiel.de

 

 

Text: Thorsten Walter

Fotos: stock.adobe.com

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