FACE & BODY

Punktuell abgekühlt

Während der Corona-Pandemie arbeiten viele Menschen zu Hause, nicht wenige davon setzen dabei «Homeoffice-Speck» an.

Veröffentlicht am 28.01.2021

Mit gesunder Ernährung und Bewegung kann man dagegen etwas tun, aber auch Kälte lässt die Fettzellen schmelzen. Speckpolster loszuwerden ist anstrengend, erfordert Disziplin, Geduld und Durchhaltevermögen. Es ist nichts Neues, dass sich die meisten Menschen dauerhaft disziplinieren müssen, um ihr Gewicht im Griff zu halten. Nur was hilft es, wenn solche Anstrengungen auf Dauer nicht den gewünschten Erfolg bringen? Hier kann z. B. eine Vereisung der Fettzellen ein probates Mittel sein.

 

Eine Frage der Veranlagung

Nur die wenigsten sind von ihrer Genetik so veranlagt, dass sie ihr Leben lang ohne grosses Zutun schlank bleiben. Fragt man z.B. normalgewichtige Frauen und Männer, so haben diese oftmals bestimmte Gewohnheiten, die ihnen dabei helfen, ihre Kilos zu managen. Apropos managen: In diesem Jahr machen plötzlich auch einige Menschen mit Normalgewicht Bekanntschaft mit einem Plus an Kilos. Da gibt es auf einmal Veränderungen an Bauch, Beinen, Po oder Hüften. Wodurch kommt das? Aufgrund der Corona- Pandemie arbeiten aktuellen Untersuchungen zufolge immer noch rund 40 Prozent der Arbeitnehmer von zu Hause aus. Da entfällt einerseits der Weg zur Arbeitsstätte. Wer diesen bisher – zumindest teilweise – zu Fuss oder dem Velo zurückgelegt hat, braucht jetzt einen Ausgleich. Andererseits ist im Homeoffice der Kühlschrank und die Schublade mit Süssigkeiten ständig zum Greifen nah. Die Versuchung ist somit gross, sich öfter mal einen leckeren Happen zu gönnen. Und dadurch bleibt das eine oder andere Pfund eben auf den Hüften kleben. Doch was kann man dagegen tun? Am besten ist es zunächst einmal, seinen persönlichen Lebensstil samt Ess- und Bewegungsgewohnheiten genauer unter die Lupe zu nehmen. Wer sich z.B. mit Essen belohnt, sollte sich hier eine Alternative überlegen. Da Kino, Konzerte und ähnliche Dinge während der Corona-Krise nur sehr eingeschränkt angeboten werden können, könnte stattdessen eine Massage oder kosmetische Behandlung in Ihrem Institut zum Seelenbalsam für Ihre Kunden werden.

 

Konsequente Buchführung

Um lästigen Kilos den Kampf anzusagen, kann ein Ernährungstagebuch helfen. Hier wird ein bis zwei Wochen lang alles notiert, was gegessen und getrunken wird. Auch Vermerke über Sport und Alltagsbewegung gehören in diese Aufzeichnungen. Wichtig ist zudem, sich während dieser Selbstbeobachtung mit dem Essen nicht zurückzuhalten, denn sonst lassen sich Schwachpunkte nur schwer erkennen. Nach diesen beiden Wochen kann dann analysiert werden, was sich am Ess- und Bewegungsverhalten negativ verändert hat und wie sich beides wieder ins Lot bringen lässt. Dabei sollten die persönlichen Vorlieben, etwa bei der Lebensmittelauswahl, einbezogen werden, damit es leichter fällt, neue Essgewohnheiten auf Dauer beizubehalten. Ansonsten wandert der Zeiger auf der Waage blitzschnell wieder nach oben. Wer sich bewusst ernährt und fünfmal pro Woche für körperliche Bewegung sorgt, ist auf einem guten Weg. Damit Motivation und Disziplin nicht auf der Strecke bleiben, sollten kleine Belohnungen eingeplant werden. Dazu bieten sich z.B. eine Cellulite-Behandlung oder Make-up-Beratung in Ihrem Institut als Motivationsturbo für Ihre Kunden an. Aber auch Momente der Entspannung sind wichtig, um das persönliche Gesundprogramm besser durchzuhalten. Nur, was ist zu tun, wenn gesundes und abwechslungsreiches Essen und regelmässige Bewegung nicht dazu beitragen, dass lästige Pölsterchen am Bauch oder den Schenkeln verlorengehen? Nicht wenige Menschen ziehen dann eine Fettabsaugung in Betracht. Rund 4000 Patienten liessen sich hierzulande allein im Jahr 2018 eine Liposuktion über sich ergehen. Doch muss es immer ein operativer Eingriff sein, um die Körpersilhouette zu verändern? Eine weitaus angenehmere und schonendere Methode stellt hingegen die Kryolipolyse dar. Sie bietet sich an, um kleine bis moderate Fettansammlungen durch Kälte-einwirkung zu verlieren. Zudem ist eine solche Anwendung schmerz- und auch risikoärmer als eine Liposuktion. Allerdings eignet sich die Kältetherapie nicht zum Entfernen grösserer Fettansammlungen bei starkem Übergewicht. Hier ist eine Veränderung der Ess- und Bewegungsgewohnheiten nach wie vor das erste Mittel der Wahl für einen Erfolg. Wichtig ist aber auch, dass sich Ihre Kunden Zeit zum Abnehmen geben und sich nicht von Crash-Diät zu Crash-Diät hangeln. Und wenn für Ihre Kunden eine Kryolipolyse oder doch eine Liposuktion infrage kommt, dann können Sie bei diesen im Anschluss mit pflegenden Körperbehandlungen für ein Plus an Wohlbefinden sorgen.

Dr. Christoph Liebich

Dr. Christoph Liebich

«Kryo»-Check

Im Gespräch mit Dr. Christoph Liebich

Dr. med. Christoph Liebich (www.hautarztmuenchen.com) liefert Ihnen hier den Experten-check: Für wen eignet sich die Kryolipolyse, was kostet die Anschaffung solcher Geräte und gibt es Kontraindikationen? Ausserdem erklärt Ihnen der Münchner Dermatologe, worauf es bei der Kältetherapie zur Verminderung von Fettzellen ankommt.

 

Herr Dr. Liebich, wie lange wenden Sie diese Methode in Ihrer Praxis schon an?

Seit ungefähr fünf Jahren, die Nachfrage steigt stetig. Und das nicht nur bei Frauen, sondern auch bei Männern. Insgesamt haben wir bisher stets gute Ergebnisse damit erreicht.

 

Wie hoch sind die Kosten zur Anschaffung eines entsprechenden Gerätes?

Im Schnitt kostet ein qualitativ hochwertiges Gerät etwa 65000 Franken. Dazu kommt ein Stosswellengerät, welches wir in Kombination mit der Kryolipolyse anwenden. Dieses beläuft sich auf rund 18500 Franken.

 

Gibt es bei den Geräten Unterschiede – wenn ja, worin bestehen diese?

Eindeutig. Es handelt sich bei Geräten, die in der dermatologischen Praxis angewandt werden, um zertifizierte Medizinprodukte. Günstigere Exemplare sind in einer alleinigen Anwendung gar nicht in der Lage, die Fettzellen konstant auf minus zehn Grad Celsius herunterzukühlen. Deshalb sind hier meist einige Sitzungen nötig. Auch das Endergebnis kann teils nicht so zufriedenstellend sein – im Vergleich zur Kältetherapie mittels medizinisch zertifiziertem Gerät.

 

Für wen bietet sich diese Methode an?

Sie bietet sich für Frauen und natürlich zunehmend für Männer ab 18 Jahren aufwärts an, aber auch für ältere Menschen. Wir sehen häufig Patienten, die im Grunde so gut wie normalgewichtig sind oder solche, die wenige Pfunde an Bauch, Beinen oder Armen zu viel haben. Ideal ist die Kryolipolyse, wenn z.B. trotz Sport und gesundem Lebensstil hartnäckige Pölsterchen einfach nicht verschwinden wollen. Bei deutlichem Übergewicht ist diese Methode ungeeignet. Ebenso bei Menschen, die eine falsche Wahrnehmung von ihrer Figur haben. So kommt es schon mal vor, dass beispielsweise eine Hautfalte mit Fett verwechselt wird. Dann ist eine Anwendung schlichtweg nicht möglich. Aber so etwas klären wir vorab im Beratungsgespräch. Wichtig ist auch, dass das Gewicht vor der Behandlung mindestens drei Monate stabil ist und es keine grossen Schwankungen gibt.

Kryolipolyse in der Praxis: Die zu behandelnde Körperzone wird zuerst markiert, dann wird ein hautschützendes Vlies aufgelegt und/oder ein spezielles Gel oder eine Creme aufgetragen. Anschliessend wird der Kühl-Applikator des medizinischen Gerätes aufgesetzt

Kryolipolyse in der Praxis: Die zu behandelnde Körperzone wird zuerst markiert, dann wird ein hautschützendes Vlies aufgelegt und/oder ein spezielles Gel oder eine Creme aufgetragen. Anschliessend wird der Kühl-Applikator des medizinischen Gerätes aufgesetzt

In welchen Bereichen wünschen die meisten Anwender eine Veränderung?

Die Behandlung am Bauch ist mit Abstand die am häufigsten gewünschte Anwendung. Auch das Kinn ist häufig ein Thema. Bei Männern sind es meist Fettpolster am unteren Rücken, auch «Love Handels» genannt. Wir beobachten zunehmend auch den Wunsch zur Minimierung einer Männerbrust. Bei den Frauen stehen neben dem Bauch, die Innenseiten der Oberschenkel und Knie auf der Wunschliste weit oben.

 

Wie sieht es im Hinblick auf Erkrankungen aus? Welchen Patienten raten Sie von der Kryolipolyse ab?

Menschen, die einen Herzschrittmacher tragen, oder solche, die entzündungshemmende Medikamente wie Ibuprofen oder Aspirin einnehmen, sollten keine Kryolipolyse in Anspruch nehmen. Denn durch die «Kryo» entstehen wichtige Entzündungsprozesse im Körper, die durch solche Medikamente unterdrückt werden. Personen, die eine verstärkte Neigung zu Blutergüssen haben, sollten ebenso auf «eine Kryo» verzichten. Auch für Diabetiker ist die Anwendung aus medizinischer Sicht nicht zu empfehlen. Ferner sollte das zu behandelnde Areal narbenfrei sein und keine offenen Wunden haben. Bei einer krankhaften Kälteempfindlichkeit, Essstörungen und in der Schwangerschaft ist diese Anwendung ebenfalls nicht sinnvoll. Deshalb ist ein intensives Aufklärungsgespräch vor der Behandlung unbedingt wichtig und nötig.

 

Wie sieht eine Behandlung praktisch aus?

Zunächst gibt es ein medizinisches Informations- und Aufklärungsgespräch. Wenn es keine Kontraindikationen gibt, kann die Behandlung geplant werden. Am Behandlungstag wird zunächst das zu behandelnde Areal mit einer Schablone markiert. Dann kommt zum Schutz ein Vliestuch auf die Haut. Im Anschluss wird der Applikator des Gerätes aufgelegt. Mit wellenartigen Bewegungen wird das Areal angesaugt und vorbereitet. Das dauert etwa fünf Minuten. Dann setzt die Kältetherapie ein und arbeitet eine knappe Stunde. Im Anschluss gibt es eine Injektionslipolyse, welche das Lösen der Fettzellen erleichtert. Nun wird die Haut etwas massiert. Und dann geht es weiter mit der ersten von drei Einheiten der Stosswellentherapie. Sie hilft dabei, dass abgestorbene Fettzellen leichter über das Lymphsystem abtransportiert werden. Zusätzlich wird das Gewebe damit auch gestrafft. In den beiden darauffolgenden Wochen gibt es jeweils eine weitere Einheit mit Stosswellen. Diese Dreier-Kombination basiert auf neuesten Studien zur bestmöglichen Wirkung der Kryolipolyse. Während der Behandlung sind die Patienten bei uns unter ständiger Beobachtung. Den Behandelten wird dabei übrigens insgesamt nicht kalt. Die meisten liegen entspannt, hören Musik, dösen, verbringen die Zeit mit einem Hörspiel oder ihrem Smartphone.

 

Welche Fehler können seitens des Anwenders passieren?

Ganz wichtig ist es, dass alle, die mit dieser Methode arbeiten, intensiv geschult werden. Und das am besten nicht nur in einer kurzen Einführung. Es macht Sinn, diese Schulung ein weiteres Mal zu wiederholen, um das Gelernte zu festigen. Wichtig ist auch, das Gerät exakt auf das betreffende Areal zu legen, damit es effektiv arbeiten kann.

 

Welche Nebenwirkungen können direkt nach der Anwendung und später auftreten?

Die Haut kann direkt im Anschluss stark gerötet sein. Auch Hämatome zeigen sich des Öfteren. Bei der Anwendung an den Oberarmen können vereinzelt Taubheitsgefühle auftreten, die meist innerhalb von zwei Tagen wieder verschwinden. Oft haben Patienten in den Folgetagen leichte Anzeichen von Muskelkater. Der verschwindet aber auch rasch wieder.

 

Wann sind erste Ergebnisse sicht- und fühlbar?

Ungefähr nach vier bis sechs Wochen. Abgeschlossen ist die Therapie nach drei Monaten.

 

Welche Tipps geben Sie Ihren Patienten nach der Behandlung?

Sport, Schwimmen oder Sauna sollten am selben Tag nicht mehr ausgeübt werden. Ab dem Folgetag ist das schon wieder möglich. Empfehlenswert ist zudem, ein paar Tage vorher und auch im Anschluss eine strenge, kalorienarme Diät einzuhalten, um den Erfolg zu festigen. Wichtig auf Dauer ist regelmässiger Sport und gesundes Essen.

 

Verschwindet das Fett dauerhaft?

Die Fettzellen werden über das Lymphsystem abgetragen und lösen sich dauerhaft. Allerdings verschwinden laut neuer Studien nicht alle, sondern im Schnitt dreissig Prozent. Doch diese Fettzellen sind dann effektiv und tatsächlich zerstört.

 

Wie häufig sollte das jeweilige Areal behandelt werden?

Wir machen die Kryotherapie, eine Injektionslipolyse und Stosswellentherapie in einer Sitzung. Die Stosswellen werden in den beiden Folgewochen wiederholt. Dann wird das Gewebe drei bis vier Wochen vollständig in Ruhe gelassen. Anschliessend wird diese Prozedur noch einmal angewandt. So haben wir bisher stets die besten Ergebnisse erzielt.

 

Wie hoch sind die Kosten der Behandlung im Schnitt?

Wir bieten dazu beispielsweise Pakete an. Die Kosten, die der Patient selbst tragen muss, belaufen sich dabei auf 1000 bis 2000 Franken.

 

 

 

 

Kirsten Metternich von Wolff ist ausgebildete Diätassistentin, Ernährungsberaterin und Werbewirtin. Sie ist seit Jahrzehnten als freie Journalistin und Buchautorin tätig und hat mit www.herzwiese24.de auch einen eigenen Blog, u. a. zu gesundem Kochen.

Kontakt:

 info@metternich24.de

 

 

 

Text: Kirsten Metternich von Wolff 

Fotos: stock.adobe.com (2), Kirsten Metternich von Wolff  (1), Christoph Liebich (1)

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