FACE & BODY

Teamarbeit für die Haut

Kosmetische Behandlung stärkt das Selbstbewusstsein

Veröffentlicht am 13.01.2021

Um Erfolge bei der Behandlung von Neurodermitis zu erzielen, ist die enge Zusammenarbeit zwischen Patient, Hautarzt, Psychologe und Kosmetikerin besonders wichtig.

 

Vor gar nicht allzu langer Zeit glaubte man noch, Neurodermitis sei eine nervlich bzw. psychisch bedingte Hautentzündung. Für diese Erkrankung ist der Dermatologe zuständig. Die mit ihr verbundene psychische Belastung macht jedoch oft auch eine psychologische Betreuung. Zudem ist die richtige kosmetische Begleitung ebenso wichtig wie die tägliche Pflege. Ideal ist die Kombination von Medizin, Psychologie und Kosmetik.

 

Liegt es in den Genen?

Die genauen Ursachen der Neurodermitis sind bis heute nicht wirklich erforscht. Es wird angenommen, dass eine genetische Veranlagung, immunologische Veränderungen sowie Umwelteinflüsse dafür verantwortlich sind. Vermutet wird ein Enzymdefekt, der die Bildung von Gamma-Linolensäure aus mit der Nahrung aufgenommener Linolensäure erschwert. Dabei kommt es zu Störungen im Hautstoffwechsel, was wiederum zu Mangel an essenziellen Fettsäuren führt. Die Folgen sind eine Schwächung der Hautbarriere, vor allem aber Veränderungen der Hornschicht.

Auf den Verlust von Sebum-Lipiden folgt eine Anhäufung von Hornzellen (Verschuppung). Der Hydrolipidmantel wird undicht und verliert seine Schutzfunktion. Daher können Keime, Allergene und andere hautreizende Substanzen leichter in die Haut eindringen und Entzündungen auslösen. Durch den Lipidverlust wird die Haut sehr trocken, rau, rissig, fleckig. Mit der Zeit entwickelt sich dann eine starke Störung des Mikrobioms der Haut und oft auch eine Autoimmunstörung. Die Krankheit verläuft in Schüben, es treten vermehrt Reizungen, Rötungen sowie offene Entzündungen und Juckreiz auf.

Weltweit sind vor allem Kinder (zehn bis 20 Prozent) betroffen, Erwachsene nur mit zwei bis fünf Prozent. Der Verlauf der Krankheit kann sich bei Babys mit zunehmendem Alter so verändern, dass die Neurodermitis zu 50 Prozent wieder verschwindet. Allerdings treten manchmal die Schübe in der Pubertät und auch im Erwachsenenalter wieder auf.

 

Auslösende Faktoren

Um das zu vermeiden, kommt es auf das eigene Verhalten an, auf die Essgewohnheiten, die Hygiene und tägliche Hautpflege, ebenso wie auf kosmetische, dermatologische und auch psychologische Betreuung. Auslöser für die Schübe können sein:

  • Allergene
  • extreme Hitze oder Kälte
  • falsche Pflege, zu häufiges Waschen
  • falsche Kleidung und Waschmittel
  • Stress starke psychische Belastungen

Die Schübe können in unterschiedlichen Stärken auftreten und von unterschiedlicher Dauer sein. Sie sind oft begleitet von seelischer Reizbarkeit, Unruhe und Stimmungsschwankungen. Sie können an verschiedenen Körperstellen auftreten und mehr oder weniger grossflächig sein.

Besonders häufig sind Kinder von Neurodermitis betroffen. Im besten Fall verschwindet die Erkrankung jedoch mit zunehmendem Alter

Besonders häufig sind Kinder von Neurodermitis betroffen. Im besten Fall verschwindet die Erkrankung jedoch mit zunehmendem Alter

Die Seele leidet mit

Wenn auch die Ursache der Hautkrankheit nachweislich nicht nervlich bedingt ist, so ist doch die seelische Belastung besonders hoch. Ein Schub beeinträchtigt das Wohlbefinden der Betroffenen in hohem Masse. Das Selbstwertgefühl leidet, weil sichtbare Neurodermitis zu Mobbing, Ablehnung und Hänseleien führen kann. Zudem kann jede Berührung Schmerzen oder auch einen erneuten Schub auslösen Auch die tägliche Hygiene und Pflege kann problematisch sein.

Die Kosmetikerin kommt bei Neurodermitis ausschliesslich in den schubfreien Zeiten zum Einsatz. Das einführende Gespräch ist wichtig, um ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Die Kunden sollen sich angenommen und gut aufgehoben fühlen. Deshalb sind auch Fragen nach ärztlichen Massnahmen und psychologischen Therapien von Bedeutung.

Folgende Ziele hat eine kosmetische Behandlung bei so empfindlicher Haut:

  • Regulation der Hautfeuchtigkeit und Aktivierung der Hautspeicherfähigkeit. Hier kommen Wirkstoffe wie Urea, Hyaluronsäure zum Einsatz sowie alle anderen feuchtigkeitsspendende Substanzen zum Einsatz.
  • Regeneration des Hydrollipidmantels, was auch die Normalisierung der Hautfette beinhaltet. Hierbei haben sich besonders Produkte mit Arganöl und Weizenkeimöl bewährt, die einen hohen Gehalt an Vitamin E haben. Sinnvoll sind auch Inhaltsstoffe wie Ceramide, Cholesterol und ungesättigte Fettsäuren. Bei Badezusätzen sollten rückfettende Präparate angewendet werden, was auch der Normalisierung der Hornschicht dient.
  • Anregung und Regeneration des Hautstoffwechsels. Hierzu ist vor allem eine Mineralmaske aus Inhaltsstoffen von Vulkanerde zu empfehlen, die durchblutungsfördernd wirkt und die Haut von Giftstoffen befreit. Das kann auch gegen den Juckreiz, die Bildung von Ekzemen und gegen etwaiges Eindringen von schädlichen Mikroorganismen hilfreich sein.

 

Selbstbewusstsein stärken

Eine kosmetische Behandlung in schubfreien Zeiten von Neurodermitis soll den Kunden nicht nur wohl tun, sondern auch ihr Selbstbewusstsein stärken und die Angst vor Berührungen nehmen. Dabei sind folgende Punkte zu beachten:

  • Strenge Einhaltung der Hygienemassnahmen und Vermeidung möglicher Kontaktallergene sowie vorsichtiges Testen der Präparate an nicht betroffenen Hautstellen.
  • Bei der Reinigung dürfen nur sehr sanfte Lotionen angewandt werden. Peelings sind möglichst zu meiden.
  • Masken und Fluide müssen auf den jeweiligen Zustand abgestimmt werden, sind als Reparaturmassnahme aber sehr zu empfehlen, ebenso wie ausgewählte Packungen.
  • Als Massagen eignen sich nur sanfte Techniken wie die Lymphdrainage oder gezielte Akupressurmassage. Jede kosmetische Behandlung, vor allem Massagen, sollten mit einer energetischen Ausstreichung für den ganzen Körper abgeschlossen werden. Das kann ohne eine direkte Berührung im Abstand von rund fünf Zentimetern geschehen.

Für Körperbehandlungen sind Milch- und Molkebäder sehr zu empfehlen sowie Packungen mit Weizenkeim oder Arganöl. Hilfreich für das Selbstbewusstsein kann zudem ein individuell konzipiertes, gut verträgliches, die Hautfeuchtigkeit unterstützendes Camouflage-Make-up sein.

 

Mittel gegen Gesichtsrötung

Als Beraterin für die Heimpflege ist die Kosmetikerin für einen von Neurodermitis betroffenen Menschen die richtige und kompetente Begleitung. Sie kann im Gespräch auch vermitteln, welche Faktoren neue Schübe auslösen und Tipps für die richtigen Pf legepräparate geben sowie Anleitungen, wie sie angewendet werden. So eignen sich beispielsweise als Tages- und Nachtpflege vor allem Präparate mit Omega-6-Fettsäuren, um Rötungen zu vermeiden. Und ein weiterer guter Rat für die Kundin ist auch die Information, bei Juckreiz nicht zu kratzen, sondern mit leichtem Abklopfen der Haut Linderung zu bewirken. Bei Ernährungsfragen und Antistressverhalten kann die Kosmetikerin ebenfalls dazu beitragen, damit sich die von Neurodermitis Betroffenen in ihrer Haut wieder wohlfühlen können.

 

3 Schweregrade

1. Leichte Neurodermitis:

Es zeigen sich in der empfindlichen, trockenen Haut nur leichte Rötungen und Ekzembildungen. Allerdings ist die Haut leicht reizbar und berührungsempfindlich. Hier wird ein Arzt vorsorglich Salben mit Glukokortikoiden (Cortison) und/oder Calcineurinhemmer (gegen übermässige bzw. unnatürliche Immunabwehr) verschreiben. Sonnenschutz ist sehr wichtig.

2. Mittelschwere Neurodermitis:

Sie zeigt stärkere Rötungen und ausgeprägten Juckreiz. Es entstehen knotige, rötliche Verdickungen, sogenannte Papeln, die an allergische Reaktionen erinnern. Das führt zu einer Erhöhung der Dosierung der angewendeten Mittel. Erhöhter Sonnenschutz ist notwendig.

3. Schwere Neurodermitis:

Hier genügen die Salben allein nicht mehr. Der Arzt verschreibt Medikamente, die den gesamten Organismus und das Immunsystem beeinflussen und eventuell Nebenwirkungen haben können. In den schubfreien Zeiten kann eine Kombinationstherapie aus Licht- und Salzbehandlungen sinnvoll sein, vor allem auch um bei geschädigter Hautbarriere Infektionen durch Bakterien, Pilze oder Viren zu vermeiden.  

 

 

 

Autorin:

Henny Ladwig schreibt seit über 20 Jahren für Fachjournale im Bereich Kosmetik und Wellness. Sie unterrichtete Sport an einem Gymnasium, Elektrotherapie an einer Physiotherapie-Fachschule und betrieb lange eine eigene Schönheitsfarm sowie eine Praxis für Physiotherapie.

Kontakt:

henny-ladwig@t-online.de

 

 

Text: Henny Ladwig

Fotos: stock.adobe.com (3), Henny Ladwig (1)

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