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Geräte für das Institut

Passt das neue apparative Angebot zu meinem Konzept?

Veröffentlicht am 14.11.2020

Sie haben sich entschlossen Ihre apparativen Dienstleistungen zu erweitern? Welche Fragestellungen Sie vor der Anschaffung unbedingt bedenken sollten, darüber schreibt unser Autor Dirk Hundertmark.

 

Die Zukunft gehört der apparativen Kosmetik. Doch wenn man sich nicht auskennt, nicht logisch denkt, an seinem Kundenstamm vorbei plant oder sich nur mit auferlegten Konzepten und Pflichten bindet, kann der Wunsch, erfolgreich zu sein, schnell ein jähes Ende finden. Ein wichtiger Grundsatz für die Planung ist zunächst nicht die Geräteanschaffung selbst, sondern die Fragestellung, ob ich als Anwender geeignet bin, die Behandlung optimal auszuführen, ob ich meinen Kunden diese verständlich machen kann und ob das Behandlungskonzept sichtbare, reale Erfolge bietet. Wie gut bin ich wirklich im Bereich apparative Kosmetik? Wie gut ist die angebotene Schulung, die ich absolviere, für die Anwendung im Alltag? Welche Komplikationen oder Kontraindikationen gibt es? Sind alle heutigen und zukünftigen Kriterien am Gerät laut Medizinprodukteverordnung (MepV) , sowie bei der Ausbildung laut „Verordnung über den Schutz vor nichtionisierender Strahlung“ (NISV) erfüllt? Greift meine Versicherung oder muss ich sie erweitern? Deckt der Kauf auch die Bereiche Gewährleistung und Servicepakete ab? In welchem Rahmen kann die Dienstleistung stattfinden und in welchem Zeitfenster?

 

An alles gedacht?

Das Preis-Leistung-Verhältnis sowie die Amortisierung sollten ebenfalls bedacht werden, um die finanzielle Planung auf sichere Füsse zu stellen. Hier gilt es zu differenzieren, ob Sie Berufsanfänger oder Fortgeschrittene sind. Darauf werde ich im Verlauf des Beitrags, wenn es um die Finanzierung und Amortisierung geht, noch näher eingehen. Was ist also der erste Schritt bei der Anschaffung von Geräten für das Kosmetikinstitut? Alles beginnt mit der Erstellung einer Checkliste. Diese sollte alle Bereiche Ihrer Fragen und Bedenken abdecken. Dazu ist es unbedingt notwendig, dass Sie ehrlich zu sich selbst sind.

 

Überblick verschaffen

Zu Beginn des Prozesses ist Ihre vorbereitende Arbeit besonders gefragt. Sie entwickeln zunächst Ihre konkreten Ideen und informieren sich detailliert. Wenn es Ihnen möglich ist, erstellen Sie für sich ein Markt Recap (Marktübersicht der Anbieter) und finden auf diese Weise heraus, ob Sie der betreffenden Anwendung tatsächlich gewachsen sind. Stellen Sie sich folgende Fragen: Ist die Dienstleistung grundsätzlich etwas für mich? Kann ich dieses Angebot meinen Kunden mit gutem Gewissen anbieten? Ist die Anwendung nur eine Mode-Erscheinung oder hat sie Zukunft im Bereich der Kosmetikdienstleistungen? Aus diesen Gedankengängen entsteht zunächst eine Geschäftsidee, gefolgt von einer Innovation und schliesslich die Motivation, diese zielgerichtet umzusetzen.

 

Genau analysieren

Neben der fachlichen Eignung gibt es jedoch noch andere Bereiche, die berücksichtigt werden sollten. Etwa die grundsätzliche Frage: Passt die Anschaffung überhaupt zu meinem Studiokonzept? Die regionale Kundenstruktur ist ein elementarer Bestandteil des Businessplans, genau wie die Belegung benötigter Fach- und Aushilfskräfte sowie der erforderliche Arbeitsplatz.

Zukunftsbedingtes Denken sollte Priorität haben. Erziele ich mit dem geplanten Arbeitsplatz ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber meinen Mitbewerbern oder kopiere ich das Konzept und steche mit Preis und Sympathiekampf andere Institute aus? Letzteres stellt eine schwierige Situation dar. In diesem Fall besteht die Gefahr, dass Sie mit Ihren Dienstleistungen als eine Art zweite Wahl betrachtet werden. Dieses Bild wieder abzulegen, ist unglaublich schwer. Auf der Suche nach dem richtigen Businessplan sollte man sein Augenmerk auf mögliche Symbiosen legen. Es gibt grundsätzlich eine Reihe von Behandlungen mit Geräten. Bei manchen ist das Ergebnis erst zeitlich verzögert sichtbar, bei anderen sieht man die positive Veränderung bereits unmittelbar nach der Behandlung.

 

Technik, Ausführung, Wissen

Nicht immer ist das teuerste Gerät auch wirklich das beste. Grundsätzlich sollte die Neuanschaffung zuverlässig, einfach und logisch in der Handhabung sein. Eine hochwertige Technik, eine einfache Ausführung und die fachliche Qualifikation des Behandelnden – diese drei Elemente sind die Basis für den geschäftlichen Erfolg. Wichtig ist, dass Sie einhalten, was Sie im Kundengespräch besprochen haben. Die Kalkulation der Behandlung sollte die wichtigen Faktoren berücksichtigen. Bitte denken Sie an: Personalkosten, Kosten für Zubehör, allgemeine Kosten, Wartungskosten, anteilige Miet- und Energiekosten sowie die anfallenden steuerlichen Abgaben. Die Kalkulation ist gerade bei einem geschäftlichen Neubeginn eine Schätzung. Je moderater Sie mögliche Gewinne durch eine Kundenbehandlung einschätzen, desto mehr Druck nehmen Sie für sich heraus.

 

Hart erarbeiteter Erfolg

Zu hoch angesetzte Gewinnvorstellungen sind oftmals auch der Grund dafür, warum sich jedes Jahr viele Kosmetikerinnen selbstständig machen und ihr Institut durch Fehlberatung und Überschätzung bald wieder schliessen müssen. Den Luxus, sein eigener Chef zu sein, muss man sich hart erarbeiten. Das geht nur über ein hohes Mass an Fleiss, Lernfähigkeit, Ehrlichkeit, Respekt, Verantwortung, Freundlichkeit, Wissen und Standfestigkeit. Verfügt man über diese Tugenden ist vieles machbar. Jeden Tag sein Bestes geben, sollte daher Ihr Leitspruch sein. Wenn Sie Ihre Kundenstruktur im Griff haben und Ihren „Gerätefuhrpark“ zielgerichtet auf- oder ausbauen möchten, sollten Sie zunächst versuchen, zu erspüren, welche Dienstleistungen der apparativen Kosmetik sich Ihre Kunden überhaupt wünschen. Mit welchen Anfragen treten Ihre Kunden an Sie heran? Eine weitere grundsätzliche Annäherung an das Thema ist die Fragestellung: Welche Behandlungen umfasst die apparative Kosmetik? Welche Massnahmen ermöglicht sie? Und welche Behandlungen greifen vielleicht ineinander?

 

Realitäts-Check

Bei der Kosmetik im Allgemeinen bzw. der apparativen Kosmetik im Speziellen geht es immer um eine Korrektur des eigenen Aussehens. Im Fokus stehen Hautbeschaffenheit, Asymmetrien oder andere störende Unregelmässigkeiten. Manchmal geht es auch um die Abmilderung von Alterserscheinungen der Haut oder den Wunsch des Kunden nach einem frischeren Aussehen. Als qualifizierte Kosmetikerin stehen Ihnen in diesem Zusammenhang verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, z. B. Lifting mit Plasmabehandlungen, Anti-Aging-Behandlungen mittels Mesotherapie, Intraceuticals, Hydro-Masks mit hochwertigen Seren sowie Permanent Make-up. Auf Ihrer persönlichen Checkliste sollten Sie folgende Fragestellungen klar bejahen können:

  • Habe ich die fachliche Eignung, um die angestrebte Behandlung überhaupt ausführen zu können?
  • Habe ich das passende Studiokonzept sowie die entsprechende Kundschaft dazu?
  • Kann ich durch den Kauf von apparativen Geräten mein Unternehmen erweitern und neue Kunden dazu gewinnen?
  • Ist das Lieferantenkonzept stimmig, logisch und kundenfreundlich?
  • Welche Verpflichtungen muss ich dafür eingehen und zu welchen Bedingungen?
  • Bin ich durch die neue Dienstleistung auch weiterhin mein eigener Chef?
  • Kann ich die Investition problemlos stemmen oder muss ich für die Finanzierung einen Kredit aufnehmen?

Wenn ich finanzieren muss, gibt es verschiedene Modelle und Möglichkeiten, abhängig davon, wie lange ich mein Geschäft bereits betreibe und wie meine Bilanzen aussehen. Eine ehrliche und klare Übersicht der Finanzierungsmöglichkeiten kann dabei helfen, die Ausgangslage realistisch einzuschätzen. Gehen Sie bei der Kalkulation immer mit unbekannten Faktoren in die Gleichung. Ich persönlich bin lieber etwas vorsichtiger in der Kalkulation als zu mutig.

 

Auf der hohen Kante

Einen gewissen finanziellen Puffer sollte man in der Rückhand haben, um Krisen zu überbrücken. Es kann z. B. immer vorkommen, dass Kunden nicht zur Behandlung erscheinen. Regelmässige Zahlungen, wie z. B. die alljährliche Steuernachzahlung, sollten Sie einkalkulieren. Um sich eine finale Klarheit im Entscheidungsprozess zu verschaffen, können Sie eine simple, aber bewährte Technik wählen. Nehmen Sie Papier und Stift zur Hand, erstellen Sie je eine Spalte für Pro- und Kontrapunkte und notieren Sie alle Aspekte, die für oder gegen die Anschaffung der besagten Geräte sprechen.

 Wenn die Pro-Seite überwiegt, Sie Ihre Toplieferanten und Experten gefunden haben und die Finanzierung läuft, geht der Businessplan auf. Wichtig ist, dass Ihr Preis-Leistungs-Verhältnis sowie die Qualität Ihrer Arbeit stimmen. Wenn unter dem Strich ein Plus bleibt, sind Sie in der richtigen Spur.

Purebeau – der rote Faden

Das Buch von Dirk Hundertmark und Joanna Slaska-Ottow möchte die Kosmetikerin auf dem Weg von der Existenzgründung bis zum ausgeklügelten Marketingkonzept begleiten. Neben gesetzlichen Regelungen und Betriebswirtschaftslehre geht das Werk u. a. auch eingehend auf Möglichkeiten der konzeptionellen und apparativen Kosmetik ein.

Linn Verlag ca. CHF 85.–

 

 

Autor Dirk Hundertmark stieg nach einer kaufmännischen Ausbildung als Assistent der Geschäftsleitung in den Bereich der herstellenden Kosmetik ein. 1998 gründete er die BT Professional Make-up GmbH in Berlin. 2000 wurde die eigene Marke purebeau eingeführt.

KONTAKT info@purebeau.com

 

Text: Dirk Hundertmark

Fotos: stock.adobe.com

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